Dem Darmkrebs keine Chance
- Netzwerk gegen Darmkrebs
- 23. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Im Interview mit der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) erklärt Dr. Berndt Birkner, Präsident des Netzwerkes gegen Darmkrebs, warum Menschen die Darmkrebsvorsorge nutzen sollten.
Herr Dr. Birkner, warum ist Darmkrebsvorsorge so wichtig?
Die Darmkrebsfrüherkennung ist die erfolgreichste Krebsvorsorge, die wir kennen. Mit ihr können Polypen als Krebsvorstufe erkannt und rechtzeitig entfernt werden. Verändern sich Polypen und werden zu bösartigen Tumoren, führt Darmkrebs zum Tod. Dank der Vorsorgeuntersuchungen konnten bereits hunderttausende Menschen vor schweren oder tödlichen Verläufen der Krankheit bewahrt werden. Und trotzdem sterben bundesweit jährlich immer noch rund 26.000 Menschen an Darmkrebs.
Müssten also mehr Menschen zur Darmkrebsvorsorge?
Auf jeden Fall! Die Akzeptanz der Darmkrebsvorsorge, insbesondere der Koloskopie, ist leider immer noch nicht gut genug. Das zeigen die Zahlen aus den letzten Jahren. Zwar sind 80 Prozent der anspruchsberechtigten Personen motiviert, aber nur 40 Prozent nehmen teil.
Warum ist das so?
Darmkrebs ist ein Tabuthema. Die Menschen haben Angst vor schmerzhaften Untersuchungen, einige befürchten, dabei wird immer ein Tumor gefunden. Aber das sind unbegründete Befürchtungen.
Welche Alternativen gibt es?
Gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren können wählen. Entweder, Sie entscheiden sich für die Spiegelung oder Sie holen sich alle zwei Jahre kostenlos einen immunologischen Stuhltest beim Hausarzt. Zuhause führen Sie die Stuhlprobe durch und geben sie in der Praxis wieder ab. Wenn Sie danach nichts mehr vom Arzt hören, haben Sie für die nächsten zwei Jahre Ruhe.
Ist eine Darmspiegelung schmerzhaft und hat sie Nebenwirkungen?
Mit einer leichten Narkose ist die Spiegelung schmerzfrei. Frauen, die Verwachsungen im Bauraum haben, sollten das vor dem Eingriff kommunizieren. Dann kann der Arzt ein dünneres Kinderkoloskop einsetzen. So wird der Eingriff schonender. Nach der Spiegelung können Blähungen auftreten. Vor der Spiegelung müssen einige Liter Flüssigkeit getrunken und ein Abführmittel eingenommen werden. Dabei kann es zu Übelkeit kommen.
Wie finde ich den passenden Facharzt?
Seriöse Darmfachärzte, also die Gastroenterologen, erfüllen hohe Qualitätsstandards. Fragen Sie bei der Terminvereinbarung nach, ob der Arzt und sein Team für die Untersuchung qualifiziert sind und ob er eine gültige Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung hat. Erkundigen sie sich nach den Hygieneprüfungen der Geräte und nach der Komplikationsstatistik. Verletzungen der Darmwand sollten darin nicht vorkommen, Nachblutungen höchstens bei zwei Prozent der Eingriffe. Der Arzt sollte ein Vorgespräch anbieten, bei dem auch die Vorbereitung der Spiegelung ausführlich besprochen wird. Das schafft Vertrauen.
Was empfehlen Sie bei langen Warezeiten auf einen Termin?
Weichen Sie auf den immunologischen Stuhltest aus. Neueste Daten zeigen, dass dieser mit Blick auf ernsthafte Erkrankungen ähnlich zuverlässige Ergebnisse bringt wie die Spiegelung. Wichtig ist nur: Bei einem positiven Test sollte sich Betroffene unbedingt einer Darmspiegelung unterziehen, um eine Krebserkrankung auszuschließen.
Haben Sie selbst bereits eine Darmspiegelung hinter sich?
Ja natürlich, zwei Spiegelungen vor zwei Jahren. Beide waren unauffällig. In der Familie hatte übrigens meine Großmutter Darmkrebs.
Gibt es bei Darmkrebs eine familiäre Veranlagung?
Ja, die gibt es. Wenn ein Familienmitglied Darmkrebs hatte oder hat, ist das Risiko höher, selbst davon betroffen zu sein – wenn Verwandte vor dem 50. Lebensjahr erkranken, dann bis um das Vierfache. Dann sind die Vorsorgeuntersuchungen umso wichtiger.
Hat eine Koloskopie eine Person in Ihrem Umfeld vor Darmkrebs bewahren können?
In meinem Bekanntenkreis wurden durch die Vorsorgeuntersuchung drei Menschen vor Darmkrebs bewahrt. Und das macht mich sehr glücklich. Ich persönlich kann den Menschen sagen: Darmkrebsvorsorge wirkt!

Das Netzwerk gegen Darmkrebs e. V. kümmert sich insbesondere um die Sicherheit der Patientinnen und Patienten – gemeinsam mit dem Aktionsbündnis für Patientensicherheit.
Publiziert von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG)